boot
boot

Start in 4 Monate Freizeit

Zuerst freut man sich, plant, ist ein bisserl faul und macht nur die nötigsten Vorbereitungen. Aber die Zeit lässt sich nicht aufhalten. Die letzten Tage vor der Abfahrt verliefen anders als erwartet – in der Arbeit viel zu tun, irgendwie war es unwirklich dass es JETZT soweit ist.

Doch das Datum stimmt. Wir packen zusammen, und verlassen die Steiermark bei perfektem Regenwetter – der Abschied fällt leicht…

Das Wetter ist auch in Slowenien nicht besser, erst knapp vor der Küste, die letzten Autobahnkilometer vor Koper klart der Himmel auf. In Vrsar haben wir Sonnenschein und 25° - baaast ;-)

Aber auch hier ist nicht alles grün. Bei der Bezahlung der offenen Marina-Gebühren musste ich mich wieder mal über „die Kroaten“ und die Art Geschäfte abzuwickeln ärgern. Touristennepp der schlimmsten Sorte. Man kann alles übertreiben… Was solls. Bezahlen und am besten schnell vergessen, es führt zu nichts, außer zu schlechter Laune und das können wir nicht gebrauchen.

 

Das Auto wird bei Milan auf einem Wohnwagenabstellplatz unter Dach gestellt, damit haben wir uns dem letzten Bezugspunkt zum „normalen Leben“  ebenfalls entledigt (ausgenommen der übliche Elektronik-Wahnsinn den zumindest die bessere Hälfte fortführt)

Am nächsten Morgen geht’s los. Wir legen ab Richtung Süden. Das Boot kämpft mit Bewuchs – das gesamte Unterwasser, aber auch der Propeller ist über den Winter „zugewachsen“ – wir machen 1,5 Knoten weniger Fahrt als normal.

Das Problem war bekannt – beim ersten Stopp in Veruda nutze ich die Gelegenheit und mache mich mit Spachtel, Drahtbürste, Schnorchel und Flossen daran das gröbste zu entfernen.  Man gönnt sich ja sonst nix… eine gute Stunde habe ich durchgehalten, 2 weitere Sitzungen später läuft ISAX wieder wie gewohnt.

Den Fischen hat der Bewuchs offenbar geschmeckt.

Kaum Wind, mit Motor geht’s  nach Susak – hier hat sich nichts getan, es sieht eher nach Rückschritt aus. Bei dieser Planung und ORganisation auch nicht anders zu erwarten. Nur 2 Boote an den Bojen, der kleine Sandstrand ist verschmutzt…  nicht unser Problem. Am nächsten Tag erstmals Segelwind - 6 Knoten aus SW, immerhin.  Zeit mit dem Segeltrimm zu spielen, alles ok.

Danach Silba mit der schönen Bucht Sv. Antje – wir kommen recht früh an. Das Boot, das vor uns in die Bucht eingefahren ist kommt uns entgegen, einige 100m später kennen wir die Ursache. Die Bojen sind nicht gesetzt – nachdem die Betonblöcke jedoch im Wasser sind, ist ankern unmöglich bzw auch gefährlich. Einige Boote haben es aber geschafft sich die Bojen selbst herzurichten. Ein Segelkollege ist uns behilflich, Sohnemann taucht uns den Tampen hoch, wir können festmachen und revanchieren uns mit einer Lage Schoki, der Lohn wird gerne genommen.

Nach Iz geht’s auf Vrghada, ein nettes Inselchen nahe Murter. Wir ankern auf 2.6m Tiefe unweit des alten Hafens. Schöne Bucht, das Dorf schläft wie zuletzt vor 3 Jahren.

Das Hoch über der Adria beschert uns nach wie vor bestes Wetter – daheim schauts wohl nicht so gut aus, mein Handy meldet 3 Unwetterwarnungen seit dem Tag der Abreise. Langsam kommt Wind auf. Auf der Strecke nach Primosten haben wir wunderbaren Raumschotwind 7-12 Knoten (2-3 Bft), wir packen den Genacker aus, traumhaftes Segeln.

Leider geht sich das Inselchen bei Zlarin auf unserem Kurs mit dem Genacker nicht aus. Wir bergen das Segel und nachdem der Wind noch etwas auffrischt segeln wir mit Groß und Genua 3 weiter. Etwas seltsame Welle – der Wetterbericht nennt es „ripplig“ aber der Speed passt, schaukeln und rollen gehört eben dazu. Der Liegeplatz auf Primosten ist unruhig, die Ortschaft selbst ok, aber „einmal gesehen“ reicht auch.

Über Hvar und Korcula – mit einer sehr schönen Bucht nördlich der Inselhauptstadt geht es über Mljet und Cavtat nach Montenegro. Nachdem ein schöner Südost mit 3-4 Bft herrscht, segeln wir aufs offene Meer und wollen mit der Kreuz direkt auf Budva anlegen. Nix da – der Wind dreht entgegen unserem Plan, mit „direkt“ ist nix mehr, wir rollen die Genua auf und kreuzen mithilfe des Groß recht flott auf direktem Kurs nach Budva.

Hier gibt es eine lange Welle, die das Boot ordentlich rollen lässt und ein Nachtgewitter – beides charakteristisch für diesen Küstenabschnitt. Nachdem wir in Albanien Schengin vermeiden wollten, gehen wir in Montenegro nochmals vor Anker. In Uljinj ist die Welle im kleinen Ankerbecken leider ebenfalls vorhanden. Eine etwas unruhige Nacht steht uns bevor. Dafür geht es früher los ;-)

In Albanien planen wir 2 Stops – Durres und Vlore. Die längsten Wegstrecken müssen wir quasi ohne  Wind bewältigen – wenn man 50 Seemeilen vor sich hat, vergeht einem die Lust auf langsames segeln (3-4 Knoten) – da kommt man nie an.

Ist auch so eine zähe Partie. In Albanien gibt es so gut wie keinen Schiffsverkehr, auch die lokalen Fischer, die es sonst überall gibt, kommen uns nicht unter. So freut man sich über jedes Schiff.

Wir stellen wieder einmal fest, dass der Wind nichts davon hält seine Energie gleichmäßig zu verteilen. Nach Tagen mit Schwachwind brist es auf, und das in einer Art und Weise wie wir es noch nicht gesehen haben.

Bereits aus der Entfernung erkennbar ist eine deutliche Wassergrenze – sah nach „etwas mehr Wind“ – schön zu segeln aus. Allerdings kam diese Grenze in raschen Schritten auf uns zu… ein paar Minuten später bläst es auch schon. Wir bergen unser Sonnendach gerade noch rechtzeitig, dann geht es richtig los. Es baut sich sofort eine Welle auf, die sich über die Zeit intensiviert – richtige Wellenberge mit breiten, hohen, brechenden Schaumkronen rollen auf uns zu. ISAX wird abgebremst, der Autopilot scheint etwas überfordert. Isolde schmeißt die Nerven und will schon ein Mayday absetzen. Aber so weit sind wir dann doch nicht. Wir kämpfen mit Motor gegenan, Isolde macht einen PANPANPAN (keine Lebensgefahr, aber eben doch eine ernste Situation) – worauf zuerst niemand reagiert. Etwas später meldet sich die Italienische Küstenwache, die für Albanien die Küste mit-überwacht und bietet den Militärhafen als Option an. Allerdings müssen wir quer zu den Wellen fahren. Ich wollte das nicht, sage dann aber doch zu und nehme Westkurs, aber schon die ersten Wellenberge werfen uns gleich ordentlich auf die Seite. Unmöglich so auf die Insel zu gelangen.

Wir bedanken uns und drehen auf den ursprünglichen Kurs. Unser eigentliches Ziel, Vlore ist nach Süden hin offen – ein Hafen, wo man bei diesem Wind nicht anläuft. Wir beschließen auf Treporti zu gehen – ein reiner Fischereihafen, anlaufen ist im Normalfall verboten. Normal war das Wetter ja auch nicht, also Treporti. Die Einfahrt war kein Kinderspiel – Welle von hinten anrollend, das Boot schwer zu kontrollieren…  lt. Törnführer soll man bei starkem SO-Wind am ersten Leuchtfeuer knapp vorbei und sich dann rechts  nahe der Kaimauer halten, am 2. Leuchtfeuer scharf links – erst dann ist man im Wind- und Wellenschatten der Wellenbrecher. Alles gut gegangen. Wir legen uns längsseits eines Fischerbootes, 2 „offizielle“ kommen unsere Papiere zu kontrollieren. Kein Wort Englisch, mit meinem albanisch schauts auch schlecht aus… aber mit einem Clearance-Dokument von Durres und 2 EU-Pässen geben sie sich zufrieden. Ich gehe noch eine Runde mit Nele spazieren und wasche mir das Salz aus dem Gesicht.

Erst jetzt traue ich mich Isolde zu fragen, was Sie von einem Video unter diesen Konditionen hält – ich glaube wenn ich das in der Situation zuvor gefragt hätte, hätte Sie mich über Bord geworfen J

Die albanischen Behörden haben uns auch am nächsten Tag fest im Griff – den Passagieren einer Autofähre geht es aber deutlich schlechter – hier wird richtig gefilzt. Angeblich wird jedes 10. Auto komplett untersucht –Wagen ausladen, Gepäckstücke manuell untersucht und Spürhunde, das volle Programm. Den Busreisenden geht es auch nicht besser…

Die Stadt selbst ist recht modern, es wird fleißig gebaut und es gibt jede Menge Nobelkarossen, am Geld scheint es nicht zu fehlen. Detail am Rande - als Touristen können wir kein Brot kaufen, entweder ausverkauft oder die Läden nehmen keine Euros.

Morgens kommt unser freundlicher Hafen-Agent und legt uns eine überhöhte Rechnung für seine Dienste vor. Nachdem wir den Preis kennen meint er „auch gut“ und streicht 40€ einfach weg und grinst uns dabei an. Seine Wetterprognose trifft leider nicht zu - der gute Mann dürfte mit dem Tiroler Fremdenverkehr in Kontakt stehen – da gibt’s auch nur gutes Wetter…

Am letzten Schlag nach Griechenland - Erikoussa startet der Wind wiedermal so wie man es sich wünscht – 15 kt NO-Wind, es geht dann auf 8kt zurück, dreht danach auf NW und brist auf 25-35 Knoten auf.

Keine Inseln bedeutet eine lange Anlaufstrecke für den Wind (Fetch im Seglerlatein) und auch an diesem Tag sehr ordentliche Wellenberge. Wir reffen ein, machen eine Vorwindkreuz und das letzte Stück geht es nur mit Groß im 2.Reff beinahe direkt vor dem Wind auf die Insel zu, dennoch immer 6-7kt Fahrt. Ich surfe auf den Wellen, meiner besseren Hälfte gefällt das nicht so gut, Ihr ist das Erlebnis von Vlore noch in zu guter Erinnerung.

Anker geworfen, alles gut. Der Strand von Erikoussa ist wesentlich schöner als ich ihn in Erinnerung habe, ein Natursandstrand, verhungern muss man auch nicht, etwas Tourismus mit Shops und Strandbar sind vorhanden.

Druckversion | Sitemap
© Hermann Gstettner